#BUCHVORSTELLUNG - ERSTLESER - Ich lasse mich nicht ärgern
....über Mut, Mitgefühl und den richtigen Moment, laut zu werden
(Leselöwen – Sicher und stark in der Schule)
Aus der Leselöwen-Reihe haben wir schon einige Bücher hier vorgestellt – und auch dieses passt wunderbar in die erste Klasse: Es ist in Silbenschrift geschrieben, die Kapitel sind kurz und übersichtlich. Aber diesmal geht es um ein besonders sensibles Thema: Was passiert, wenn ein Kind in der Schule geärgert wird – Tag für Tag? Für mich auch spannend, mit dm Großen spielerisch ins Gespräch zu kommen und einfach mal ungezwungen nachzufragen, ob das in der Klasse auch vorkommt, ohne dabei ausfragend zu sein.
Im Mittelpunkt steht Hannah. Schon seit dem ersten Schultag wird sie von Otis geärgert. Er sagt ständig gemeine Sachen, und so sehr sie sich auch bemüht – es tut weh. Ihre Freunde sagen nur: „Hör einfach nicht hin.“ Und auch die Lehrerin bekommt es zunächst nicht mit. Hannah ist verletzt, frustriert – und ziemlich allein mit dem, was sie da jeden Tag erlebt.
Obwohl sie zuhause Unterstützung bekommt, mit ihren Eltern spricht und sich schließlich auch die Lehrerin einschaltet, lässt Otis nicht locker. Erst als Jonte – ein Junge aus der Klasse, der besonders toll zeichnen kann – sich einmischt, ändert sich etwas. Mit einem Drachenbild macht er Hannah Mut, und dann sagt er vor der ganzen Klasse etwas, das hängenbleibt: Dass alle etwas Besonderes haben – ob Sommersprossen, leuchtend rote Haare, abstehende Ohren oder eben noch alle Milchzähne. Und dass genau das zählt. Diese eine Stunde in der Klasse verändert etwas. Für Hannah – und vielleicht auch für Otis.
Am Ende wird aus dem miesen Schultag sogar ein richtig schöner Nachmittag, den Hannah mit ihren neuen Freunden Jonte und Mia verbringt. Und wir haben nicht nur mitgefiebert, sondern auch mitgelernt.
Das Buch macht deutlich, wie sich Mobbing anfühlt – und dass es eben nicht damit getan ist, einfach drüber zu stehen. Gleichzeitig zeigt es auch, dass man sich Hilfe holen darf und soll. Dass man nicht schuld ist, wenn andere sich falsch verhalten. Und dass es Wege gibt, sich zu wehren – auch ohne selbst gemein zu werden.
Die Sprache bleibt kindgerecht, und trotzdem wird nichts verharmlost. Gerade für Kinder ab etwa 6 Jahren ist es eine sehr gute Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen: Was ist eigentlich ärgern – und wann wird es zu viel? Was kann ich tun, wenn jemand mich schlecht behandelt? Und wie kann ich andere unterstützen, die betroffen sind?
„Ich lasse mich nicht ärgern“ ist ein starkes Buch für Kinder ab ca. 6 Jahren, das Mut macht, sensibel erzählt ist und Gespräche anstößt – darüber, wie es sich anfühlt, geärgert zu werden, aber auch darüber, warum manche Kinder andere verletzen. Es hilft, sich in beide Perspektiven hineinzudenken – und das auf eine Art, die nicht mit dem Zeigefinger kommt, sondern mit Herz.
- Rezensionsexemplar-






